Afrika: Nord-Namibia
T- Desert-Express auf Okahandja River Bridge
Springbok, Oryx, Meerkat, Kokerboom, Spitzkoppe und Welwitschia
begleiten uns auf einer viertägigen Bahnreise durch Namibia. Diese
Tier-, Pflanzen-, und Landschaftsnamen finden sich in der
Wagen-Bezeichnung des Desert-Express wieder - ein Luxuszug, der mit
allem Komfort ausgestattet durch eine von Trockenheit geprägte,
ursprüngliche und unberührte Landschaft fährt.
Unter dem Aspekt
einen typisch namibischen Zug zu entwerfen, ist der Desert-Express seit
1998 im Programm der TransNamib Eisenbahngesellschaft ein erfolgreicher
Touristenmagnet. Der Zug wurde unter deutscher Mithilfe konzipiert und
mit einem unerschöpflichen Engagement in nur zwei Jahren Bauzeit in
Windhoek realisiert. Zwei Mal die Woche fährt der Wüsten-Express auf
1067 mm Kapspur-Gleisen die Strecke Windhoek-Swakomund.
Doch nur
zwei Mal im Jahr gibt es eine viertägige Fahrt von Windhoek nach
Tsumeb, an den Rand der Etosha-Pfanne - einen der größten Nationalparks
in Afrika. Exklusives Essen, komfortabel eingerichtete Zugabteile,
perfekter Service und eine gemütliche Reise-Geschwindigkeit lassen
Namibias Einzigartigkeit vorüberziehen. Löwen, Wein und Schwarzwälder
Kirschtorte sind Teil des Ausflugprogramms.
Die Fahrt im Desert-Express ist ein Geheimtipp in Sachen Bahnreise. Bettina Bansbach ist mitgefahren und hat uns
zwei Filme mitgebracht.
Zwischen Schwarzwälder Kirschtore im Café Anton und Schweinebraten mit Rotkraut im Brauhaus, stellt sich uns ständig eine Frage: kann das Afrika sein? Aber - so ist es!
Landung mit Air Namibia
Die Feuchtigkeit stammt vom kalten Benguela-Strom, der an der Küste Namibias entlang führt und die heimische Speisekarte rührt aus der Geschichte dieses Landes in Südwestafrika. Doch wegen des Essens sind wir natürlich nicht so weit geflogen. Unser Interesse gilt dem Desert-Express, dem Wüstenzug, der in den Dünen der Namib-Wüste im Hinterland von Swakopmund seinem Namen mehr als Ehre macht. Hier herrscht absolute Stille, durchbrochen nur vom 2000 PS starken Dieselmotor der General-Electric Lokomotive.
Wüstentour zur Station "Rand Rifles" - Halt im Nirgendwo
Klimageschützt und mit allen technischen Wüstenraffinessen ausgestattet hält der Zug im Nirgendwo, das hier auf einem rostigen Schild den Namen "Rand Rifles" trägt. Eine Stunde Aufenthalt - Dünentour - zu Fuß! Wir, das Team, bleiben natürlich beim Zug, sind in Windeseile im Barwagen und freuen uns auf einen eine heiße Tasse Kaffee! Denn danach geht es auch schon wieder weiter.
Blick auf das Stadtzentrum von Swakopmund
Wir folgen dem Zug für Außenaufnahmen auf seiner Strecke zurück nach Swakopmund. Unser Fahrer und Wüstenguide ist Raini Becker und mit atemberaubender Geschwindigkeit jagt er seinen VW-Bus über die sandige Piste. Jede Bodenwelle vorausahnend bleiben wir doch tatsächlich auf dem Fahrweg und Raini holt auf diese Weise den Zug immer wieder ein - und wir schaffen so noch einige Außeneinstellungen!
Dreharbeiten mit der Zugmanagerin Anita Witt
11 Tage sind vollgepackt mit Filmarbeit. In dieser recht kurzen Zeit begleiten wir den Desert-Express vor allem bei seiner Fahrt in den Norden des Landes zu einer Sonderfahrt, die lediglich drei Mal im Jahr stattfindet.
Extrastopps für Außenaufnahmen
Unsere Dreharbeiten sind absolut perfekt organisiert. Die Zugmanagerin Anita Witt ist eine hervorragende Allround-Organisatorin mit viel Humor und Erfahrung mit Filmteams. Hier wird möglich, was bei uns - außer auf einer Museumsbahn-Strecke - unmöglich ist: wo wir eine landschaftlich schöne Stelle entdecken lässt Anita den Desert-Express für uns anhalten und mit Walkie-Talkie koordiniert sie zusammen mit dem Lokführer und seinem Assistenten virtuos den Zug. Mit einem Lachen erzählt die Zugmanagerin: "Wir haben Priorität auf der Strecke. Zurücksetzen, oder den Zug anhalten ist bei uns ganz normal und außerdem haben wir nicht den Zeitdruck wie bei Euch in Deutschland".
Afrikanische Sonne beim Sundowner-Stopp
Und das heißt, wir sind tatsächlich meist alleine hier auf der eingleisigen Strecke. Nur vereinzelt fahren Güterzüge der staatlichen Trans Namib Bahngesellschaft. Der offizielle Personenzug, der Star Liner, verkehrt vor allem nachts und verbindet die wichtigsten Städte miteinander. Als Fahrgast erlebt man bei dieser Reise eine unverbrauchte Landschaft, ohne Strommasten, Werbeplakate, Straßen, Autos, Menschen - der Desert-Express ist hier alleine mit der Natur. Und wir Menschen streifen für nur einen kurzen Augenblick diese urzeitliche Landschaft.
Welwitschia-Restaurant Wagen
Diese Landschaft und ihre Tierwelt finden sich in der Innenausstattung und bei den Wagennamen wieder. Alle Materialien, wie Stoffe, Leder, Teppiche, stammen aus Namibia, denn es sollte ein ganz namibischer Zug werden. Handgefertigte Glasgravuren in den Abteilen zeigen Szenen aus der Tierwelt. Und die Waggons heißen: Springbok, Oryx, Meerkat, Rhino, Kokerboom und Spitzkoppe. Der Barwagen hat den Namen Stardune, der Restaurant-Wagen heißt Welwitschia, benannt nach Namibias einzigartiger Wüstenpflanze, die über 1000 Jahre alt werden kann.
Afrikanische Wildnis: Ein Breitmaulnashorn bei seiner Grasportion
Der Desert-Express durchsteift mit uns das Land in Richtung Norden bis hoch zum Etosha-Nationalpark. In dieser Salzpfanne versammelt sich die afrikanische Tierwelt an den letzten kleinen Wasserlöchern, denn es ist Trockenzeit. Eine absolut beeindruckende Begegnung hatten wir in Tsumeb. Dort trafen wir Ilse Schatz. Sie ist Museumsdirektorin und leidenschaftliche Sammlerin von Geschichte und Geschichten in und um Tsumeb, mit und ohne Bahn. Sie wurde - eher zufällig - in Namibia geboren, da ihr Vater aus dem Hessischen stammend, eine wie sie sagt "Stöckelschuh Dame" heiraten wollte. Von der Familie keineswegs akzeptiert wanderte er mit seiner Geliebten kurzerhand aus und so wird die Familiengeschichte in Namibia weitergeschrieben.
Ehemaliger Bahnhof von Swakopmund, der heute Hotel und Kasino ist.
Frau Schatz "babbelt" auch heute noch im hessischen Dialekt und wieder diese Frage: "Sind wir wirklich in Afrika?" Hier erfahren wir viel über den Bau der O.M.E.G-Bahn, der OTAVI Minen- und Eisenbahngesellschaft, die ihre Strecke von Swakopmund nach Tsumeb vier Jahre nach der ersten Staatsbahnlinie 1906 eröffnet hat.
Blick auf Namibia aus dem Flugzeug
Sie sehen schon, die Geschichten sind beinahe unendlich. Und falls
Sie namibische Bahnluft schnuppern möchten: Der Desert-Express fährt
jährlich drei Mal in den Norden nach Tsumeb, jährlich zwei Mal in den
Süden nach Lüderitz und zwei Mal wöchentlich pendelt er zwischen
Windhoek und Swakopmund.
Bettina Bansbach